In den vergangenen
Jahren ist es ein wenig
Tradition geworden, die Tagung außer mit einer Autorenlesung
auch mit einem
interessanten Ausflug oder Besichtigungsprogramm abzurunden. Obwohl die
Umgebung der Stadt unzählige kulturell äußerst
interessante Ausflugsziele zu bieten hat, schien es
uns
jedoch naheliegender, in kontrastiver Anlehnung an das Thema „Wandel“
den
Tagungsort selbst – also Turin und seine „Lebensart“ – zum
Gegenstand des
Rahmenprogramms zu machen. Um in unterhaltsamer Weise und in
Eigeninitiative entdecken zu können, was für die Stadt Turin
"Wandel" bedeutet und bedeutet hat, haben wir auf ein festes
Programm verzichtet, um stattdessen mehr Zeit zum touristischen
Eintauchen und zum
herumschweifenden
Entdecken der Stadt und ihrer atmosphärischen Eigenarten zu
lassen.
An
zwei Abenden
und einem Vormittag kann man das Leben einer fremden Stadt – dazu noch
als
Tourist – natürlich nur sehr oberflächlich kennen lernen, und
außerdem nur in
Momentaufnahmen. Der Einblick in die
verschieden Wandlungsprozesse in der
Stadt kann und soll
deshalb nur sehr exemplarisch geschehen, und zwar in drei
Schritten:
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Eventuell auch
Rahmenprogramm:
Gianduja-Eis mit
Schlagsahne
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Freitagabend: Eintauchen
Wir haben bewusst einen Abend zum zwanglosen Eintauchen
und Entdecken
der Stadt frei gelassen. Bei einem Spaziergang durch die verschiedenen
Viertel der Altstadt, durch die Arkadengänge der belebten
Flanierstraßen und über die historischen Plätze, bei
einem Besuch in
einem historischen Café, oder einem jungen Szenelokal, einem der
in Mode
gekommenen Wein- oder Bierstuben, kann man sicher viel über die
Atmosphäre Turins erfahren und
gleichzeitig auch nach Anhaltspunkten für Typisches suchen.
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Nachtleben im
Quadrilatero Romano
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Samstagabend:
Besichtigung des Filmmuseums
in der Mole Antonelliana
Die
Mole
Antonelliana ist nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sondern
beherbergt auch
eines der wichtigsten Film-
und Kinomuseen der Welt. Nicht nur die
außergewöhnliche Architektur des Gebäudes und der
unvergleichliche Blick von
der Aussichtsplattform machen sie sehenswert, ein Besuch des Museum
führt in
eine ganz außergewöhnliche Dimension, in der nicht nur das
„Spektakel“ Kino von
allen seinen technischen, historischen und ästhetischen Aspekten
her beleuchtet
wird, es zeigt exemplarisch auch – sowohl an der Geschichte des
Gebäudes
selbst, wie in den gezeigten
Ausstellungsstücken und Filmausschnitten – welche „Formen“
Wandlungsprozesse
annehmen können.
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Filmvorführung
in der großen "Tempel"-Halle der Mole
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Sonntagvormittag:
Stadtführung
Das
Wahrnehmbare
an Wandlungsprozesse gerinnt gewöhnlich zu „Formen“, die zu
Bedeutungsträgern
von „Zeitgeist“ werden, aber mit wachsender historischer (oder auch
geographischer) Distanz ‑ ähnlich wie bei den Wörtern einer
Sprache – ihre
kommunikative Unmittelbarkeit verlieren. Sie sind dann zwar irgendwie
ganz selbstverständlich
in unserem Alltagsleben vorhanden, aber das was sie eigentlich
repräsentieren ‑
d.h. bedeuten ‑ muss erst wieder in (bisweilen mühsamer)
sinnbildender Arbeit bewusst
gemacht werden. In diesem Sinn sind es „Formen“ einer uns fremd
gewordenen Welt,
einer „anderen“ Kultur.
Anschaulich
wird
dieses Phänomen beispielsweise, wenn wir uns die „historischen“
Gebäude, Plätze
oder Straßen einer Stadt anschauen. Sie sind in einem anderen
kulturellen
Kontext
entstanden, in dem unser Leben zwar irgendwie verwurzelt, der uns aber
dennoch
gewöhnlich fremd ist.
Turin – das
ist
vor allem auch barocke Residenzstadt.
Nachdem die Savoyer nicht mehr
nur
Fürsten und Könige eines Territorialstaates
(Sardinien-Piemont),
sondern des italienischen Nationalstaates geworden waren, hat Turin
seine
Hauptstadtfunktion nach vier Jahre 1864 (siehe Zeittafel)
zunächst an Florenz und dann 1870 an Rom abgeben müssen. Aber
vielleicht gerade wegen
dieses Abbruchs
des Wandlungsprozesses 'Hauptstadt werden'
hat die Stadt bestimmte Wesenzüge dieser Zeit behalten, und das
macht sie für die Architektur und Urbanistik
jener Epoche so
idealtypisch (vgl. z.B. dtv-Atlas zur
Baukunde, 1981, Bd.2, S.435). Das
heißt
nicht, das Turin diesen Ruf nicht schon während des 17. und 18.
Jahrhunderts
gehabt hätte, wovon uns der Enzyklopädist Johann
Heinrich Zedler
in
seinem Universallexicon
von 1745 anschaulich Bericht gibt.
Auf unserem
historischen Stadtspaziergang
am Sonntagmorgen wollen wir nun ein wenig
in
diese barocke Welt eintauchen und in architektonischen „Formen“ suchen,
wie
sich kultureller Wandel vollziehen kann.
Mehr
zum Thema
„Barockstadt Turin“:
Stadtführung
Stadtplanung des Absolutismus
Turin
1745 (Text aus Zedlers Universallexicon)
Zeittafel zur
Stadtgeschichte Turins
Externe Links:
Torino+Piemonte
(de.)
Piemontefeel.it
(de.)
Turismo
Torino
(it.)
auch auf deutsch
(in Arbeit, aber schon einsehbar)
Turins
Geschichte (it.)
Torino
Plus (Informationen über Stadt und Kultur, it.)
Region
Piemont (de.)
Das
Barock Turin (de.)
Barockstadt
Turin (it.)
Architektur
in Turin (it.)
Turin
- Stadt im Wandel (it.)
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Juvarras barocke
Prachtfassade des Palazzo Madama heute
Juvarras
grandioser Entwurf für den Umbau des Pal. Madama (1721) - Nur der
Zentralbau wurde verwirklicht
Die
Zwillingskirchen S. Carlo und S. Cristina an der Piazza San Carlo
So hat den
Platz 1730 Fried. Bernh. Werner mehr oder weniger realistisch auf einem
Kupferstich gebannt ...
... und so
wurde er im Theatrum Sabaudiae
an den europäischen Höfen propagiert
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