Eine Unzahl
kultureller
Veranstaltungen, Ausstellungen, Festivals und Konzerte machen Turin zu
einem echten Highlight erbaulicher Unterhaltung, von denen in dieser
Jahreszeit das zusammen mit Mailand ausgetragene Musikereignis MITO
Settembre Musica sicherlich das bedeutendste ist. Nicht nur
große Namen
der klassischen Musik, auch die Rock-, Etno- und Jazz-Szene geben sich
hierzu ein Stelldichein in den Konzertsälen, Theatern,
Kirchen und Schlössern der Stadt, aber vor allem auch unter freiem
Himmel in Parks und auf Plätzen.
Oder der
literarisch Interessierte geht einfach in den
„Circolo dei Lettori“, um sich in einem der prächtigen Säle
des
barocken Palazzo Granieri della
Roccia (Via Bogino, 9) einen Vortrag
oder eine Lesung anzuhören, oder einfach um in einem der
historischen
Gemächer in einem Buch zu schmökern, das andere Besucher dort
gelassen
haben. Während unserer Tagung findet übrigens in diesem
"Leserzirkel" - oder
sollte man besser "Literaturhaus" sagen - Torino
Spiritualità statt, eine
Veranstaltungswoche des interreligiösen Dialogs zu Fragen der
Ethik und
Spiritualität.
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Gleich neben dem Goethe-Insitut:
Caffé Torino
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Kaffee oder
Aperitif in historischem Ambiente
Aber nicht nur auf
Groß- oder offiziellen Kulturveranstaltungen, auch in den vielen
Kneipen, Klubs und Vereinen ist jeden Abend irgendwo in der Stadt etwas
los. Doch bevor sich der Turiner in das abendlich-nächtliche
Vergnügen stürzt, gilt es erstmal einer anderen Tradition
nachzugehen, die sich in den letzten Jahren zu einer Art
sozial-kulinarischer Einrichtung gewandelt hat. Seit nämlich
Benedetto Carpano im Jahre 1786 in seiner Bottega an der Piazza
Castello den Vermouth erfand, gehört ein zünftiger Aperitif,
begleitet von Oliven, Salzgebäck und Appetithäppchen, zu den
festen Gewohnheiten der Turiner Bevölkerung. Und da man diesen
zumeist mit Freunden und Bekannten in einem der gediegenen Cafés
und Bars im Zentrum zu sich nimmt, und man beim Plauschen auch schnell
die Zeit zum Abendessen vergisst, hat sich der Turiner Aperitif zu
einer Art Ersatzmahlzeit entwickelt.
Dabei haben die Turiner
Cafés und gerade auch die eleganten historischen
Kaffeehäuser der Altstadt, in denen früher wie heute bekannte
Persönlichkeiten ein und aus gehen, viele Leckereien zu bieten:
ein Gläschen „Bicerin“ im Café Bicerin (das ist ein mit
Likör und Sahnehäubchen „korrigiertes“
Schokoladen-Kaffee-Getränk im –eben wie der Name schon sagt –
Gläschen), die einzigartige „Confetterie“ bei Baratti&Milano,
das Gianduja-Eis bei Fiorio, die „Pasticcini“ im Caffé Torino
oder die reichhaltigen Aperitife im Caffé Mulassano oder Platti,
und, und, und ...
Und was kommt
danach ...?
Und wenn der Abend
dann schon etwas weiter fortgeschritten ist, dann geht’s … - ja wohin
denn eigentlich? Zum romantisch-lautstarken
Tête-à-tête mit sich im Fluss spiegelndem Mond- und
Kerzenschein oder zum Tanzen in ein Lokal der Murazzi am Po-Ufer, zum Bier oder
Snack ins Quadrilatero Romano,
oder ins Multi-Kulti-Milieu des Borgo
Dora oder zum Rocken in einen der Disko-Schuppen der Docks Dora?
Die "hässliche Mauer"
der Murazzi: das waren
früher die Bootskeller unter dem Corso Cairoli, in denen sich seit
den siebziger Jahren immer mehr Freilicht- und Szenelokale eingerichtet
haben. Hier gibt es viel Skurriles, wie z.B. das „L’Acatraz“, dessen
Einrichtung dem gleichnamigen Gefängnis nachempfunden ist.
Nachdem die traditionelle
piemontesische Piòla
seit den Siebzigern immer mehr durch Pubs
und Birrerie
nordeuropäischen Zuschnitts verdrängt wurde, liegt seit
einiger Zeit ein neuer Lokaltyp im Trend: die Vineria. Bei Kerzenschein, offenen
Türen und an Tischen im Freien kann man hier beispielsweise im Quadrilatero Romano oder im Borgo Dora erlesene Weine kosten,
und dazu gibt es dann verschiedene Köstlichkeiten aus der
piemontesischen Gastronomie oder Spezialitäten aus aller Welt,
während auf der Straße das Volk der Nachtschwärmer
vorbeizieht.
... ein guter Rat!
Und da der Abend
- und bisweilen auch die angebrochene Nacht - auf
diese Weise meist sehr schnell vergeht, zum Schluss noch ein guter Rat,
den ihr bitte wirklich ernsthaft beherzigen möget: Vergesst bei
all dem „Eintauchen“ nicht das Wiederauftauchen! Am Samstagmorgen
geht’s nämlich pünktlich um neun Uhr im Palazzo Nuovo mit
unserer Tagung weiter, und zwar mit dem Vortrag von Dr. Bohn zum Thema:
„Zum Pizza Point? Ohne mich, weil das ist kein Event.“
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Stilvolles Ambiente: Caffé San Carlo
Appetitthäppchen zum Aperitif
Bei
Kerzenschein und Mondlicht:
die Murazzi am Po
Murazzi am Corso S. Marurizio
Quadrilatero Romano
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